Es ist sehr ruhig geworden um Neudeutschland in den letzten Wochen. Zuletzt schlugen die medialen Wellen “hoch” als Peter Fitzek, selbsternannter König von Neudeutschland, wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Die Mühlen der Justiz mahlen langsam, dafür gründlich. Fitzek blieb Zeit, einen neuen Coup zu organisieren. Nur ging dieser, sprichwörtlich, voll in die Hose.
Der “Imperator Fiduziar” und Souverän des Königreichs Neudeutschland, bekannt für seinen unerschöpflichen Größenwahn, reiste mit einem Teil seiner ergebensten und fitesten Hofschranzen nach Sotschi, um an den Olympischen Winterspielen 2014 teilzunehmen.
Was ist geschehen? Weit über die Reichsgrenzen der Apollensdorfer Krankenhausruine hinaus ist bekannt, dass der Kleine Peter aus Wittenberg und sein Hofstaat ausgiebig der Körperertüchtigung huldigen. Was liegt näher als sich kurzfristig für eine Olympia-Teilnahme zu bewerben? Ein nicht enden wollender Brief voller Drohungen, Rechtschreibefehler und Smileys wurde verfasst, jede einzelne Seite trug das Wappen der lächerlichen Majestät. Ein Bote Ihrer Hoheit wurde zu Fuß zum bundesdeutschen Postamt in das ferne Wittenberg gesandt. Dort sollte er den wichtigen Brief eigenhändig der feindliche Postbehörde übergeben. Der König hatte die Reichsschatulle geöffnet und dem Läufer ein paar Euro-Münzen mit auf den Weg gegeben, auf das er das wichtige Schreiben frankieren lasse. Die Währung der Monarchie ist nicht konvertibel. Das Vorhaben gelang. Der Bote brachte eine Quittung aus der Fremde zurück. Alle waren zufrieden.
Es war eine lange Zeit ins Land gegangen. Drei Tage vor dem Beginn der Spiele hatte immer noch keine Depesche den Apollensdorfer Hof erreicht. Zornig beschloss Fiduziar, die Reise auf eigene Kappe anzutreten. Ohne offizielle Einladung erhielten der König und seine Sportler natürlich keinen gebührenden Empfang in Sotschi. Alle Hotels waren lange ausgebucht. Die hochrangige Deligation musste sich eine gar billige Absteige suchen. Vier Männer in einem Zwei-Bett-Zimmer. Die Dame in der Besenkammer. Welch eine Schande für den Hofstaat! Doch umso mehr war man motiviert, olympisches Gold zu erringen. Der Ruhm des Königreiches Deutschland sollte sich rings um den Erdenball verbreiten. Die Majestät träumte von diplomatischer Anerkennung durch aller Herren Länder.
Nach der ersten schlecht verbrachten Nacht, schritt der Imperator schnurstraks ins Büro des Organisationskomitees. Selbstbewusst betrat der neudeutsche Monarch das Verwaltungsgebäude. Am Empfang verlangte er einen augenblicklichen Termin beim Vorsitzenden. Das sah die Dame hinter dem Tresen ein wenig anders. Als er mit einem Fantasiepapier seine Hoheitlichkeit belegen wollte, winkte sie ab. Er reagierte wie einst im Rathaus zu Wittenberg und wurde handgreiflich. Sofort war die Polizei zur Stelle und setzte den Apollensdorfer König fest. Hinter einem Küchencontainer, bei den Mülltonnen, wurde er mehrere Stunden von den Sicherheitskräften festgehalten. Erst ein Anruf beim Konsulat der Bundesrepublik Deutschland konnte den Sachverhalt klären. Unter der Auflage, Russland binnen 24 Stunden zu verlassen, wurde er auf freien Fuß gesetzt.
Zwischenzeitlich war es früher Nachmittag geworden. Das nächste Flugzeug nach Neudeutschland war auf keinem Flugplan verzeichnet. Man musste mit der ersten Maschine nach Berlin, am nächsten Morgen, vorlieb nehmen. So hatte das Sportkollektiv noch ein wenig Zeit, mit dem Taxi in Richtung Kaukasus zu reisen. Man hatte dort Gelegenheit, den aus Heizungsrohren gebogenen Bob auszuprobieren. Der Monarch konnte mit den Skiern einen Hügel hinaubbrausen. Für die Eislaufprinzessin wurde ein zugefrorenen Ententeich gefunden. So konnte auch sie eine Runde Schlittschuh laufen.
Natürlich dokumentierte man die “Wettkämpfe” auf Bildern. Sie wurden uns zugespielt. Sollte in den nächsten Tagen ein selbstherrlicher Bericht über eine Olympiateilnahme auf der Homepage des Königreich Deutschland auftauchen, glauben sie kein Wort. Es ist wie immer – alles erstunken und erlogen.