Residiert der selbsternannte König von Deutschland, Peter Fitzek, bald im sächsischen Erzgebirgskreis?
Die Anzeichen verdichten sich, dass sich die Reichsbürgersekte bald in einer abgelegenen Jugendstil-Villa niederlassen will. Ein „Gemeinwohl-Dorf“ soll entstehen, wie Anführer Peter Fitzek es in seinem jüngsten Stream „frag Peter“ nannte. Autark von Strom- und Energieversorgern sollen sie sein, eine freie Schule eröffnen und eine Welt ohne jegliche Corona-Maßnahmen erschaffen. Impfungen gibt es im Königreich Deutschland (KRD) ohnehin genauso wenig wie eine Maskenpflicht.
Das hessische Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) warnte schon im Juli 2021 davor, dass Fitzek bzw. von ihm installierte Mittelsmänner in ganz Deutschland Immobilien suchen und kaufen wollen würden.
Im August des letzten Jahres folgte ein Hacker-Angriff durch Anonymous auf die Server vom KRD. Später veröffentlichte Dokumente offenbaren, dass Fitzeks Anhänger ein Projekt zur Entwicklung des historisch bedeutsamen Bogensee-Geländes nahe Berlin unterwandert hatten. Dieses Vorhaben scheiterte durch die vorzeitige Veröffentlichung.
2022 soll nun alles besser werden: Fitzek berichtete am 20. Januar in einem Livestream, dass man sämtliche IT sowie die Server neu aufgesetzt habe, damit zukünftige Immobiliengeschäfte nicht mehr durch frühzeitiges Offenlegen scheitern können. Konträr steht ihm dabei sein erhöhtes Mitteilungsbedürfnis im Wege. So hat er mit ziemlich vielen Details zu den eigentlich geheimen „Staats“-Projekten geprahlt. Drei Objekte seien zur Zeit auf der “Einkaufsliste” (sic!).
Beim ersten Objekt handelt es sich laut seinen Aussagen um ein kleines Schloss mit Nebengebäuden. Etwa fünf Hektar groß, umgeben von Wald, mit Fluss und den dazu gehörigen „Wasserrechten“. Dreieinhalb Hektar wären davon Bauland. Fitzek will dort Blockhäuser errichten, selbstverständlich ohne BRD-Baugenehmigung – das versteht doch jeder von selbst. Rund 1,6 Millionen Euro soll das Anwesen kosten, fällig bis Jahresende. Eine Anzahlung von 120.000 Euro hätte er schon geleistet, die nächste Rate wäre Ende März fällig. Er verkauft Anteilsscheine ab 20.000 Euro an seine Anhänger und nur wer diese kauft darf am Dorfprojekt teilnehmen. Wer mehr geben will, ist aber auch sehr gern gesehen.
Das Exposé „Wolfsgrüner Schlößchen“ in einem Ortsteil der Stadt Eibenstock liest sich bis auf ein paar Details exakt so, wie Fitzek das erste Objekt in seiner Onlinekonferenz beschrieben hat. Auch hier wird von einem Schlößchen gesprochen, umgeben von Wald, abgelegen und ebenfalls mit Wasserrechten. Ein Fluss ist in der Nähe. In der Vergangenheit wurde die Immobilie als Hotel genutzt und ist laut Exposé sofort beziehbar.
Der mutmaßliche jetzige Eigentümer, ein coronakritischer Arzt aus Papenburg passt zum Königreich Deutschland. Im April hielt er eine Rede auf einer Anti-Corona-Demo in Papenburg und auf der Homepage seiner Praxis verharmloste er die Pandemie. Mittlerweile sind die Inhalte von der Homepage verschwunden, im Webarchiv sind sie aber noch zu finden (Link).
Schon länger buhlt das KRD um Menschen aus der Coronaleugner-Szener. So fand z.B. eine gemeinsame Veranstaltung mit Michael Ballweg, einem der Hauptakteure der Querdenker-Bewegung, im November 2020 im mittlerweile geschlossenen KRD-Restaurant „Hacienda Mexicana“ in Saalfeld statt. Die Polizei beendete das Treffen an dem rund 80 Teilnehmer aus ganz Deutschland anwesend waren vorzeitig. Das Kuscheln mit Reichsbürgern und Staatsleugnern war einigen Querdenkern dann doch zu viel. Die Veranstaltung schlug selbst in der Szene hohe Wellen.
Auch von einem zweiten Immobilien-Objekt ist in Fitzeks Livestream die Rede. Hierbei handelt es sich wohl um das Gut der Familie Mendelssohn-Bartholdy in Bernau bei Berlin. Mit dem Eigentümer wäre man sich schon einig, gekauft werden soll es über einen Strohmann des Königreichs Deutschland, der es dann Fitzek zur Verfügung stellt. Die Kaufsumme beträge 1,5 Mio Euro, zahlbar bis Ende Februar. Fitzek plant in diesem Objekt die Einrichtung eines „KRD-Gesundheitshauses“.
Zum dritten Objekt sagt Fitzek noch nicht viel, es scheint aber nicht so gut gepflegt zu sein wie die ersten beiden. Hier wäre noch viel zu tun, sagt er, wahrscheinlich also eine Bruchbude, die sonst keiner haben will. Dafür gibt es dort einen Bach mit großem Gefälle. Der selbsternannte König schwadroniert prompt von Staustufen und Wasserkraftwerken, die man dort installieren könnte, wenn die Menschheit denn bereit wäre.
Dass Fitzek überhaupt wieder Immobilien in Besitz nehmen kann, liegt an einigen Anhängern, die mehrere hunderttausend Euro in das KRD eingebracht haben oder es zumindest planen.
Fitzek ködert seit einiger Zeit insbesondere Eigenheimbesitzer. Sie sollen ihr Haus verkaufen und das Geld dem KRD überlassen. Ein Christian soll es schon gemacht haben und dem Königreich 240.000 Euro zugestiftet haben. Im Gegenzug dürfen die Zahlschafe dann später im „Dorfprojekt“ wohnen und arbeiten. Dafür verspricht König Peter der I. ein Leben im Einklang mit der Natur, in Freiheit und ohne staatliche Eingriffe. Pseudoreligiöses Geschwurbel gibt es von ihm kostenlos dazu, sieht er sich doch selbst als “Menschensohn”, der zu Gott „Papa“ sagt.
Fitzek hatte schon immer ein Talent, Leuten ihre Wünsche und Sehnsüchte glaubhaft zu versprechen. Am Ende scheiterte es immer und das Geld war weg. Der Fall Richard Gantz ist da das beste Beispiel. Seine ganze Altersvorsorge hatte er Peter überlassen, mehrere hunderttausend Euro. Fitzek nahm das Geld, versprach viel und hielt nichts.
Das Königreich finanziert seine anderen Projekte zur Zeit hauptsächlich über Einnahmen eines sogenannten „Unternehmerseminars“. NEUERDINGS umbenannt in „Systemausstiegsseminar“, um eine breitere Kundenschicht anzusprechen und aufgrund des Erfolg zu erhöhtem Preis: 340 Euro pro Person, Paare zahlen 520 Euro. Angeblich liegen für das nächste Seminar schon 350 Anmeldungen vor.
Inhalt des Seminars ist wie man vermeintlich ein Unternehmen in der BRD führt, ohne Steuern zu zahlen. Oben drauf gibt es Fitzeks Krankenversicherung, Pardon „Gesundheitsversicherung“ und ein paar bunte Fantasieausweise. Die Ausweise will Fitzek demnächst auch im großen Stil unter die Leute bringen: Führerscheine und Reisepässe für alle Staatsangehörigen. Erst letzten Freitag sei Samuel mit dem Führerschein das KRDs von der Polizei kontrolliert worden, einen BRD-Führerschein besitze er nicht mehr. Fitzek behauptet, dass die Polizei ihn weiterfahren hätte lassen.
Auch die BaFin lässt Fitzek gewähren. Mittlerweile betreibt er deutschlandweit drei „Gemeinwohlkassen“ als Ladengeschäft. In Wittenberg, Dresden und in Menden gibt es Ladengeschäfte der Gemeinwohlkasse, darüber hinaus fungieren deutschlandweit einige treue Anhänger als Ein- und Auszahlungsstellen. Eine vierte Gemeinwohlkasse in Ulm musste schließen, weil der Vermieter ihnen gekündigt hatte. Trotzdem betreibt Mario Garro auch in der der Region Ulm weiterhin die Geschäfte für Fitzek. Die BaFin hatte zwar versucht mit Kontensperren und Zwangsgelder dem Treiben Einhalt zu gebieten aber dies zeigt kaum Wirkung.
Fitzek selbst wurde im Dezember 2019 zu einer dreieinhalb jährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Das Urteil ist nun seit knapp zwei Jahren rechtskräftig. Warum es noch nicht vollstreckt wurde, ist eines der ganz großen Geheimnisse der Staatsanwaltschaft Dessau-Rosslau.